Fujimi 1:72
MiG-21 PFM
LSK/LV
JG-1
Cottbus 1974


von Bernhard Pethe, 2004


Meine 21

Die politische Wende im Herbst 1989 war nicht nur für die deutsche Geschichte ein überragendes Ereignis, es war für jeden Einzelnen in der damaligen DDR ein persönlicher Einschnitt, ein Wendepunkt im Leben. Es war der Zeitpunkt gekommen, zu überdenken was war gewesen, was wird kommen, wo will ich hin? Nach zwanzig Jahren Tätigkeit in der Fliegerei kommen dann zwangsläufig die Erinnerungen an die Zeit, wie alles anfing.

Als ich zur Schuleinführung mein erstes Plastikflugzeugmodell in der Zuckertüte fand, schien der Weg schon vorprogrammiert zu sein. Als ich mit 18 Jahren vor der Musterungskommission stand und man mich fragte, wie sieht es aus, Jugendfreund, Soldat auf Zeit (3 Jahre), freie Wahl der Waffengattung, welchen Beruf lernen sie, kein Problem, LSK/LV Fachgebiet: Triebwerk/Zelle, war alles klar. Im Herbst 1971 ging es auf die Unteroffiziersschule nach Kamenz. Hier standen sie nun, die silbernen Vögel, die man nur von der Zeitschrift Aero Sport, später Fliegerrevue, kannte oder deren Kondensstreifen man bei schönem Wetter am Himmel sehen konnte. Die Faszination der Mach 2 schnellen MiG´s, die technische Beherrschbarkeit waren Dinge, mit denen man junge Menschen begeistern konnte. Aber mit Achtzehn macht man sich über ideologische Zusammenhänge noch keine tiefgründigen Gedanken. Nach einer halbjährigen Ausbildung ging es von Kamenz ins Jagdfliegergeschwader 1 „Fritz Schmenkel“ nach Cottbus. Als Flugzeugwart, heute würde man Techniker sagen, wurde mir am 23.03.1973 auf Befehl Nr. 19/73, das Flugzeug „481“ übergeben. Dies war eine MiG-21SPS-K, im soldatischen Sprachgebrauch, Produkt 94A


Diese Variante zählt zur 2. Generation der MiG-21, war eine PFM und mit dem System SPS ausgestattet. Bei diesem System wurde Luft vom der 6. Verdichterstufe entnommen und über die Oberseite der Landeklappe geblasen. Durch diese Strömungsbeeinflussung konnte die Aufsetzgeschwindigkeit um 40km/h gesenkt werden. Das „K“ steht für Kanone. Diese Flugzeuge hatten eine entsprechende Verkabelung und einen zusätzlichen Anschlagpunkt unter dem Rumpf zur Aufnahme des Kanonenbehälters GP 9, mit der doppelläufigen GSch-23.


Fujimi brachte 1991 mit der MiG-21 Serie, eine heute durchaus immer noch, baubare Reihe auf den Markt.
Der Bausatz MiG-21PF (Later) „Indian Tiger“ war damals vor 23 Jahren, Eduard gab es da noch nicht, der ideale Ausgangskit für mein Vorhaben, „meine“ MiG mal nach zu bauen. So gesehen, sicher das älteste Modell in dieser Zusammenstellung von MiG-21 Modellen. In der Reihe gab es noch keine MiG-21PFM/SPS-K. Aber der Umbau war einfach. Dazu musste im Bausatz nur die Cockpithaube geändert werden.

Bei der PF bzw. FL war die Cockpithaube einteilig und wurde nach vorn geöffnet. Bei der SPS-K war sie zweiteilig und die Haube wurde nach rechts geöffnet. Als hilfreiche Bauunterlage hatte ich die 4+Publikation der MiG-21 aus der Tschechischen Republik, die auch heute noch gute Dienste leisten kann.


Als einfachste Möglichkeit bot sich das Zertrennen der originalen Cockpithaube an, ein Neuziehen war mir zu aufwendig. Zum weiteren Baugeschehen nur noch ein paar wichtige Punkte:

1. Der Kanonenbehälter GP-9 ist um 11mm zu kurz! Am Original überdeckt dieser Behälter ein Teil der zentralen Bremsklappe am Unterrumpf. Hier hilft nur in der Mitte trennen und ein Plastikstück zwischen kleben. Da ich selbst den Anbau dieses Behälters zum Erdschießen mitgemacht hatte, musste der auch am Modell sein.
2. Der Bremsschirmbehälter darf nicht vollständig auf der Schubdüse aufliegen.
3. Der Stabilisator (Teil C20+21, Höhenleitwerk) sitzt am Modell zu weit vorn. Durch Verkürzen der Klebelaschen um etwa 3mm nach hinten versetzt ankleben. Passt, Vergessen viele.
4. Die Erhebung auf dem Teil J3 (KS-Behälter Nr.7/170 Liter) muss durch ein schmaleres Teil ersetzt werden.
5. Die Schwertantenne Teil J4 ist 2mm zu lang.
6. Positionslichter an der Tragflügelvorderkante wurden selbst gefertigt. 7. Im Bausatz ist ein zweiter Schleudersitz (KM-1) vorhanden. Dies war genau der Richtige für meine Variante. Heute bietet andere Hersteller wunderbare Resinsitze oder in 3D.
8. Bei der Farbgebung ist folgendes zu beachten: In dem Zeitraum von der Indienststellung bis Ende der 70er Jahre waren alle PFM/SPS-K im Originalzustand Naturaluminiumfarbig. Einige Segmente, wie die Tragflügelkraftstoffbehälter, der Behälter Nr.7 sowie die Landeklappen hatten einen silbergrauen Anstrich. Die gesamte Modelloberfläche wurde mit der damaligen Aluminiumfarbe von SnJ Model Products gespritzt. Der silbergraue Anstrich erfolgte mit Revell 99, das 1/1 mit Revell 374 gemischt wurde. Der Lufteinlaufkonus und die Antennenabdeckungen erhalten ihren Farbton durch Humbrol 76. Für die Hoheitszeichen hatte ich damals Decals von MATLAN. Heute würde ich den Sonderbogen von Fliegerrevue und Tom-Modellbau bevorzugen. Die roten Ziffern für die taktische Nummer ist aus dem Super Decal Bogen Nr. 72-572.
9. Aufgewertet wurde das Modell mit Fotoätzteilen von KOVOZAVODY (Bremsklappen vorn und SRO-Antennen) und einer Einstiegsleiter von P.P.Aeroparts uk. Mehr muss zu dem Modell nicht gesagt werden.

Hier ein paar Auszüge aus der Borddokumentation:
Zelle Nr. 7010
Typ intern: 94A
Serie: 70
Inbetriebnahme: 14.03.1968
Zum JG-1 nach Cottbus kam die „481“ am 31.05.1968
Mein erster Flugbetrieb mit der „481“ am 27.03.1973
Mein letzter Flugdienst am 10.10.1974
In diesem Zeitraum hatte ich sechs Ingenieurskontrollen mit „sehr gut“ und eine mit „gut“ überstanden. Am 23.06.73 bekam die „481“ durch den damaligen Leiter Fliegeringenieurdienst das „Q“ (Flugzeug der ausgezeichneten Qualität) verliehen.


Restflugzeit bis zur nächsten Instandsetzung: 213 Stunden Neues Kennzeichen bei der Bundeswehr: 22+10, wurde aber nicht mehr aufgebracht, es wurden nur die DDR-Hoheitszeichen über spritzt. Die 481 stand mit weiteren 22 MiGs, darunter die Varianten SPS-K, PF, M und einer UM, am Platzrand in Trollenhagen und war mit einer Tarnbemalung versehen.
Am 28. 09. 1994 wurde die „481“ von der Firma Steil in Neubrandenburg in ihre Bestandteile zerlegt und verschrottet. Von der Zuckertüte bis jetzt sind 66 Jahre vergangen, ein kleiner Zeitabschnitt in meinem Leben, der mir andere Wege geöffnet hat.


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